Manchmal findet der Kakao dich genau dann, wenn du es am meisten brauchst. Meine Reise begann in den farbenfrohen Gassen von Cartagena, einer Stadt, die vor Leben sprudelt. Doch in mir herrschte Stille. Erschöpft von einer persönlichen Trennung und hinterfragend, wohin mein Weg führen sollte, schlenderte ich durch die Strassen.
Plötzlich lag der Duft von Palo Santo in der Luft. Er umhüllte mich wie eine warme Decke und schenkte mir einen Moment des Friedens. Ohne genau zu wissen, warum, folgte ich dem Duft durch enge Gassen, in kleine Läden hinein und wieder hinaus. Kurz bevor ich mein Zuhause erreichte, zog es mich intuitiv in einen kleinen, unscheinbaren Laden. Ich fragte, ob sie Kakao hätten – und sie hatten! Ich kaufte ein Stück, bereitete es sofort zu und spürte, wie neue Energie durch mich floss. Ein Lichtblick, mitten im Sturm.
Doch das war erst der Anfang. Der Kakao liess mich nicht los. Ich kontaktierte den Hersteller und war überrascht: Eine sofortige Antwort! Wer Kolumbien kennt, weiss, dass dies alles andere als selbstverständlich ist. Ich fühlte mich geführt, voller Kraft und entschloss mich, die Farm zu besuchen, aus der dieser Kakao stammt.
Reise von Cartagena nach Carmen de Chucuri
Die Reise dorthin? Ein Abenteuer, das alle westlichen Komfortzonen sprengt. Nach vier Stunden farht nach Santa Marta, führte mich ein achtstündiger Busritt nach Bucaramanga, gefolgt von einer weiteren fünfstündigen Fahrt nach Carmen de Chucurí. Die letzte Stunde? Keine Strasse, nur Schlaglöcher und ein Motorrad, das mich über steile Hügel brachte. Internet? Fehlanzeige. Englisch? Auch nicht. Was blieb, war Vertrauen.
Westliche Vorstellung vs. Realität
Als ich ankam, erwartete mich keine Farm, wie man sie aus idyllischen Bildbänden kennt. Stattdessen fand ich mich in einem kleinen Backsteinhaus wieder, in dem acht Menschen lebten. Keine Fenster, keine festen Wände, dafür offene Herzen. Die Familie nahm mich auf, als gehörte ich schon immer dazu. Sie gaben mir ein eigenes Zimmer, obwohl sie selbst zu dritt die übrigen drei Zimmer teilten. Widerspruch? Zwecklos.
Am nächsten Morgen weckten mich die Düfte des Frühstücks. Arepas, frische Eier, Avocado und natürlich Kakao. Gemeinsam mit der Grossmutter begab ich mich auf den Weg zur „Farm“. Doch was ich erblickte, war kein Feld mit ordentlich angelegten Reihen von Kakaobäumen. Es war ein wilder, üppiger Dschungel, voller Leben und Geheimnisse. Die Grossmutter, Machete in der Hand, pflegte die Bäume mit einer Hingabe, die man selten sieht. Sie reinigte sie von verfaulten Früchten, nährte den Boden mit Eierschalen und betete zu Gott für den Segen dieser Pflanzen.
Es war alles andere als perfekt. Die Menschen lebten hier unter einfachsten Bedingungen, ohne grosse Einnahmequellen und oft ohne Aussicht auf Veränderung. Sie erzählten mir von ihrer Not, Arbeiter für die Ernte zu finden, weil die Bezahlung gering und der Weg dorthin beschwerlich ist. Mein Herz schmerzte, doch es erwachte auch ein unbändiger Wille, zu helfen. Ich wusste noch nicht wie, aber ich wusste, dass dieser Ort, diese Menschen und dieser Kakao Teil meines Weges sein würden.
Auf meinem Rückweg, der wieder aus Motorradfahrten, Wartezeiten und staubigen Strassen bestand, spürte ich die Kraft des Kakaos in mir. Eine Kraft, die mehr ist als nur ein Genussmittel. Sie verbindet, heilt und zeigt Wege auf. Und genau das möchte ich mit Nomad Cacao weitergeben: Nicht nur hochwertigen Kakao, sondern auch die Geschichten der Menschen dahinter. Die Authentizität, die Hingabe und die echte Magie, die in jeder Bohne steckt.


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